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Die Verwitterung von Schiefer

Ein guter Dachschiefer kann als sehr haltbares Bedachungsmaterial mit guter Widerstandsfähigkeit gegenüber der Verwitterung betrachtet werden. Jedoch sind mir keine Untersuchungen bekannt, die belastbare Aussagen über das Verwitterungsverhalten bzw. die Haltbarkeit eines Schiefers erlauben.
Der Einfluss der jeweiligen Verwitterungsprozesse in einem (Werk-) Stein kann nicht exakt quantifiziert werden, so dass eine gewichtete Klassifikation eher eine "qualifizierte Annahme" ist. Dachdecker und Kunden möchten verständlicherweise wissen, wie lange ein Schieferdach hält. Jedoch sind Aussagen über die Haltbarkeit in Jahren oder Dekaden aufgrund materialkundlicher Untersuchungen eines Schieferdaches unmöglich. Bei traditionell verwendeten Schiefern kann man aufgrund der Erfahrung grundsätzliche Aussagen machen. Aber auch hier gibt es in der Haltbarkeit Schwankungen von mehreren Dekaden.

Das regionale Klima und mehr noch die (mögliche) Umweltbelastung geben Hinweise über die generellen Verwitterungsprozesse. Jedoch sind die mikroklimatischen Bedingungen im und am Gebäude sehr komplex. So sind Dächer gegenüber der Sonne exponiert und trocknen nach einem Regen relativ schnell ab. In Nischen verbleibt die Feuchte und zusammen mit den Luftschadstoffen können Salze akkumulieren und Schäden z.B. im Mauerwerk verursachen. Landläufig wird das als Salpeter bezeichnet. Dieser verallgemeindernde Begriff steht für verschiedene Nitrate. An vergleichsweise feuchten Stellen, z.B. in einem Tal, und unter Bäumen kann es zu einem Bewuchs durch Moose kommen.

 

Auch wenn Schiefer primär als Dachschiefer verwendet wird, findet er trotzdem auch Einsatz als Werkstein. Probleme mit der Zerstörung/Verwitterung könnten eigentlich die Erarbeitung möglicher Konservierungsmaßnahmen erwarten lassen, aber Schiefer hat in der Denkmalpflege nicht die Bedeutung wie z.B. Sandstein.

 

In der Denkmalpflege ist es gängige Praxis, zuerst die Schadensmuster an einem zu restaurierenden Objekt zu kartieren und zu klassifizieren. Für eine korrekte Anwendungen von Begriffen wurde ein "Illustriertes Glossar der Verwitterungsformen von Naturstein" vom ICOMOS-ISCS (International Scientific Committee for Stone) veröffentlicht. Daher sollten bei der Bewertung von "Verwitterungsformen" von Schiefer diese Begriffe verwendet werden, um eine gemeinsame Sprache unter Fachleuten zu gewährleisten.
Das Glossar gibt es in zahlreichen Sprachen und kann als PDF auf den Seiten von ICOMOS heruntergeladen werden. Hier die Deutsch-Englisch Fassung.

Das Glossar ist in sechs Gruppen unterteilt, von denen jede 2 bis 11 Begriffe enthält. In der ersten Gruppe werden die allgemeinen Begriffe zu Verwitterung erläutert (siehe unten). Die anderen Gruppen umfassen Risse & Verformung, Ablösung, Formen des Materialverlusts, Verfärbung & Ablagerung sowie biologische Besiedlung.

 

Allgemeine Begriffe nach ICOMOS

  • Verwitterung: Jeder chemische oder mechanische Prozess, durch den Gesteine, die der Witterung im Freien ausgesetzt sind, Veränderungen ihrer Eigenschaften erfahren und zerfallen.

  • Materialveränderung: Veränderung der Materialeigenschaften, die nicht notwendigerweise eine Verschlechterung des Zustands unter dem Gesichtspunkt der Konservierung bedeutet. Ein reversibler Überzug auf einem Gestein kann zum Beispiel als eine Materialveränderung betrachtet werden.

  • Schaden: menschliche Wahrnehmung des Wertverlusts durch Verfall.

  • Zerfall/Verfall: jede chemische oder physikalische Veränderung der Gesteinseigenschaften, die zu einem Wertverlust oder einer Einschränkung der Gebrauchsfähigkeit führt.

  • Abbau/Verschlechterung: Negative Veränderung des Gesamtzustands, der Qualität oder Funktionalität.

  • Zerstörung/Schädigung: Prozess, welcher die Verschlechterung des Materialzustands, die Minderung der Qualität oder des Werts oder des Materialcharakters verursacht oder der Prozess der Verschlechterung/des Zerfalls selbst.

 

Bilder

Beispielbilder für Veränderungen und Schäden von Schiefer nach ICOMOS. Zum Vergrößern bitte mit der Maus über das jeweilige Bild fahren.

  • Abb. 1 Schuppen/Abschuppen

  • Abb. 2 Aufblättern

  • Abb. 3 Abschuppen und Aufblättern

  • Abb. 4 Verfärbung

  • Abb. 5 Verfärbung durch Befestigungshaken

  • Abb. 6 Abplatzung, Ausbruch

  • Abb. 7 Ausblühung durch Karbonate im Schiefer

  • Abb. 8 Ausblühung durch Mörtel

  • Abb. 9 Patina

  • Abb. 10 Biologische Besiedlung

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