Das Gefüge von Schiefer
Wie schon beim Punkt Terminologie erwähnt, gibt es eine
grundsätzliche genetische Unterscheidung von intrakratonalen-
und orogenen Schiefern. Bei den intrakratonalen Schiefern handelt
es sich strenggenommen meißt nicht um Tonschiefer, sondern
um Tonsteine, weil diese ausschließlich diagenetisch verfestigt
worden sind und nach der Schichtung spalten. Aufgrund dieser
hervorragenden Spaltbarkeit nach der Schichtung, werden sie oft
fälschlicherweise als Schiefer bezeichnet. Die Oberfläche
dieser Tonsteine zeichnet oft die unregelmäßigen Sedimentstrukturen
nach und unterscheidet sich daher vom typischen Spaltbild orogener
Schiefer wie z. B. den Spaltbesen.
Unter Dachschiefer versteht man in erster Linie orogene Schiefer,
bei denen die Schieferung tektonisch angelegt ist. Die Schieferung überprägt
dabei die Schichtung und stellt in unterschiedlichem Maße
die mechanisch wirksame Spaltfläche dar. Hierbei werden
zwei Schiefertypen unterschieden, die sich nach der Beziehung
Schichtung-Schieferung richten. Ist die Schieferung parallel
zur Schichtung orientiert, handelt es sich um eine Parallelschieferung;
diese Schiefer werden auch als Massenschiefer bezeichnet. Im
Gegensatz dazu nehmen bei Transversalschiefern Schichtung und
Schieferung immer einen Winkel ein.
Die Spaltflächen sind bei Parallelschiefern oft unregelmäßiger,
da das Gestein sowohl nach Schichtung als auch der Schieferung
spaltet. Bei Transversalschiefern ist im allgemeinen eine regelmäßigere
Spaltoberfläche zu beobachten.
Die Schieferung ist das dominierende Gefüge und maßgebend
für das Verarbeitungsverhalten sowie die Biegefestigkeit.
Aus diesem Grunde wird bei der Untersuchung des Gefüges
das Hauptaugenmerk auf die Ausbildung der Schieferung gelegt.
Daneben können im Schiefer unverheilte oder meist mit Quarz
mineralisierte Mikrorisse ("crack and sealing") auftreten
und mechanische Anisotropien bilden, die wiederum zu einer erhöhten
Bruchgefahr führen und somit die Verwendung des Schiefers
als Dachschiefer ausschließen.
Oft kommt es bei Erzmineralen aufgrund von Druck-Lösungs-Prozessen
im Druckschatten zu Quarzmineralisationen vom Pyrit Typ ("Pyrite
Type", Ramsay 1987), welche pure-shear/simple-shear Deformationen
anzeigen. Auch die bereits genannten Chloritblasten zeigen Druckschatten
als Ergebnis von Druck-Lösungs-Prozessen.
Die Morphologie und Klassifizierung der Schieferung
Die Klassifikation einer Schieferung basiert auf der grundsätzlichen
Unterscheidung zwischen Bruch- und Fließschieferung S1,
die durch eine zweite Crenulation, der Crenulationsfoliation
S2, in einem bestimmten Winkel geschnitten werden
kann. Im Sprachgebrauch der Dachschieferindustrie hat sich für
die Crenulationsfoliation der Begriff der Runzelschieferung durchgesetzt.
Dessen ungeachtet wird hier der Terminus Crenulationsfoliation
verwendet.
-
Fließschieferung (,continuous foliation`) wird für
Schieferungen verwendet, bei denen der Abstand zwischen den
Glimmerlagen weniger als 10 μm beträgt oder keine diskreten
Flächen festgestellt werden können (Twiss & Moores,
1992).
-
Bruchschieferung (,spaced foliation`) wird für Schieferungen
verwendet, bei denen diskrete Glimmerlagen einen Abstand
von mehr als 10 μm aufweisen (Twiss & Moores, 1992).
-
Crenulationsfoliation S2 (, crenulation foliation`)
tritt in Form harmonischer Falten oder Knickfalten auf,
die die erste Schieferung mehr oder weniger überprägen
kann. Die einzelnen Schieferungsebenen bezeichnet man in
der Schieferindustrie als Glimmerlagen. Diese werden durch
den sich auf den S1-Flächen befindenden Kohlenstoff
nachgezeichnet", was zur Folge hat, dass die Sichtbarkeit
der Glimmerlagen im mikroskopischen Bild auch vom Kohlenstoff-Gehalt
abhängt. Dieser Umstand ist auch bedeutend für
die Bildanalyse der Schieferung.
Das Gefüge beeinflußt in noch nicht näher definierter
Art sowohl Aussehen und mechanische Verhalten, als auch die Biegefestigkeit
eines Schiefers. Unterschiede im Gefüge sollten sich daher
in abweichenden Schiefertypen und divergierenden Biegefestigkeiten äußern.
Aus diesem Grunde sollte die Klassifikation nicht rein phänomenologisch/morphologisch
vorgenommen, sondern auch die genannten Parameter berücksichtigt
werden.
Ein erstes Schema für
eine Klassifizierung wurde von Hirschwald 1908 entwickelt
und von Wagner 1989 modifiziert. Das Problem bei dieser Unterteilung
ist, dass zwischen gewissen Schieferungstypen kein wirklicher
Unterschied festzustellen ist bzw. die Klassifizierung sehr
beliebig ausfällt: So ist eine Differenz zwischen 3C und
4C oder zwischen 3B und 3C kaum nachvollziehbar. Es stellt
sich weiterhin die Frage, welche unterschiedlichen Eigenschaften
davon abgeleitet werden können. Ferner fehlt die grundsätzliche
Unterscheidung von Bruch- und Fließschieferung. Aus diesen
Gründen ist mit diesem Schema eine Beschreibung der Schieferung
oder Klassifikation im Sinne einer echten morphologischen Unterscheidung
nahezu unmöglich.
Die Erfahrung zeigt, dass die Schieferung in ihrer Morphologie
innerhalb gewisser Bereiche nicht stark variiert und es daher
unwahrscheinlich ist, dass solch geringe Unterschiede zu nachvollziehbaren
Unterschieden hinsichtlich der Biegefestigkeit und des Aussehens
führen. Demzufolge ist es sinnvoller, die Kriterien einer
Klassifikation so zu definieren, dass neben der Morphologie auch
die Festigkeit einfließt. Dies ist insofern relevant, als
dass aufgrund nur geologischer Untersuchungen grundsätzliche
Aussagen zur Festigkeit getroffen werden können.
Unter Berücksichtigung der erwähnten überlegungen, wurde in Anlehnung an Passchier und Trouw (1996) eine Klassifikation der Schieferung erstellt:
Beziehung Schichtung - Schieferung |
|
|
|
|
|
|
Parallelschieferung |
Transversalschieferung |
|
|
Schieferungstypen |
|
|
|
|
|
Fließschieferung |
Bruchschieferung |
Crenulationsfoliation |
|
Morphologie der Glimmer einer
Bruchschieferung |
Dichte und Ausbildung
der Glimmer-
lagendichte |
|
|
|
Glimmerlagen pro mm |
gleichmäßig |
zonal |
Form der
Glimmerlagen |
|
|
|
rauh |
glatt |
irregulär |
räumliche
Beziehung zw. den
Glimmer lagen |
|
|
|
parallel |
verzweigt |
konjugierend |
Dichte und Ausbildung der Glimmerlagendichte besagen, wieviel
Glimmerlagen pro Millimeter vorkommen und ob Schwankungen in
der Dichte vorhanden sind. Untersuchungen Thüringer Schiefer
zeigten deutlich, dass sich mit einer zunehmenden Interndeformation,
d. h. Durchschieferung der Abstand zwischen den Glimmerlagen
verringert (Ehle, 1997).
Gegenüber einer schwankenden Glimmerlagendichte führt
eine gleichmäßige Ausbildung zu einem einheitlicheren
Erscheinungsbild sowie regelmäßigerem Spaltverhalten.
Glimmerlagen können unterschiedlich ausgebildete Formen zeigen: so bewirken glatte gegenüber rauhen Glimmerlagen
eine höhere Elastizität und Festigkeit.
Bei der räumlichen Beziehung der einzelnen Glimmerlagen
ist vor allem das Auftreten der Crenulationsfoliation und deren
Intensität von Bedeutung. Die Crenulationsfoliation kann
so schwach ausgebildet sein, dass sie nur im Mikroskop festzustellen
ist. Andererseits kann sie bei intensiver Ausbildung durchaus
das Spaltbild sowie die Festigkeit eines Schiefers beeinflussen.
Es liegt nahe, dass auch der Winkel zwischen S und S2 einen Einfluss auf das Bruchverhalten eines Schiefers hat.
Bilder
Zum Vergrößern bitte mit der Maus über das jeweilige Bild fahren.
|